Klimawandel und Allergien
Müssen Pollenallergiker wegen des Klimawandels in Zukunft mit häufigeren und stärkeren Beschwerden rechnen? Wissenschaftler haben einige Indizien, die darauf hindeuten. Bewiesen ist, dass der gesteigerte Kohlendioxidgehalt für Pflanzen wie Dünger wirkt und somit eine positive Wirkung auf Pflanzen hat. In der Landwirtschaft konnten in den letzten 30 Jahren eine Steigerung der Erträge um mindestens 10 bis 15% nachgewiesen werden. Diese Produktivitätssteigerung des Pflanzenwachstums hat auch nachweislich Auswirkungen auf den Pollenflug.
Forscher der Technischen Universität München haben bereits vor einigen Jahren in einer Studie Pollendaten aus 13 europäischen Ländern ausgewertet und für Allergiker interessante Ergebnisse gefunden. Dabei wurden die jeweiligen klimatologischen Verhältnisse einer Region durch die Berechnung einheitlicher jährlicher Pollenindizes berücksichtigt. Die Forscher fanden, dass in den letzten 10 Jahren in städtischen Gebieten die Pollenkonzentration im Durchschnitt um etwa drei Prozent pro Jahr angestiegen ist, in ländlichen Gegenden dagegen nur um ein Prozent pro Jahr.
Als wahrscheinliche Ursache wird dabei die Zunahme des Kohlendioxidgehaltes der Atmosphäre angeführt. Das Pflanzenwachstum wird dadurch beschleunigt und damit auch die Pollenproduktion (links im Bild: Beifuß-Pflanze mit Blütenstand). Höhere Temperaturen und zugewanderte Pflanzenarten, wie zum Beispiel die Ambrosia, sorgen außerdem für eine längere Pollenflugsaison.
Die besonders starke Zunahme in städtischen Gebieten führen die Forscher auf den Effekt der städtischen Wärmeinsel zurück. In einer Großstadt kann es mehrere Grad wärmer sein als im Umland. Die Vegetationsperiode und damit die Pollenflugsaison ist also länger. Im Frühling beginnen Pflanzen früher zu wachsen und können früher Blütenstände bilden. Allerdings gab es diesen Effekt auch vor 20 Jahren schon.
Wer im Urlaub der Pollenbelastung entfliehen will, sollte sich also weder eine ländliche Region noch eine Großstadt aussuchen. Am besten eignen sich hoch gelegene Gebirgsregionen wie die Alpen, wo wegen der niedrigeren Temperaturen weniger Pflanzen wachsen. Aber auch Küstenregionen oder Inseln bieten Erholung, da hier durch die tägliche Land-See-Windzirkulation tagsüber pollenfreie Meeresluft an die Küste geführt wird.