Tornados in Europa – keine Seltenheit!
Tornados in Europa werden heutzutage noch oft als ein seltenes Ereignis angesehen und oft sogar von der Presse verharmlost. Dabei haben diese Unwetter ähnliche Auswirkungen wie in den USA. Eine interessante Analyse der Tornadoaktivität in Europa wurde vor kurzem vom European Severe Storms Laboratory (ESSL) veröffentlicht.
Das ESSL ist ein gemeinnütziger Verein, der von Wissenschaftlern gegründet wurde, um die Unwetter-Forschung in Europa zu fördern. Der Verein betreibt die European Severe Weather Database (ESWD). Hier sind für Europa sämtliche Unwetterereignisse wie Überschwemmungen, Tornados, Stürme und Schwergewitter erfasst. Für die USA gibt es eine ähnliche Datenbank, die dort vom “Storm Prediction Center” des staatlichen Wetterdienstes verwaltet wird.
Mit Hilfe der ESWD konnten die Forscher feststellen, dass in Europa im Zeitraum 2006 bis 2013 jedes Jahr im Mittel 278 bestätigte Tornados über Land auftraten. (Da die Datenbank erst im Jahre 2006 ihren Betrieb aufnahm, ist die Datenbasis vor 2006 nicht aussagekräftig genug.) Die Forscher gehen allerdings von einer hohen Dunkelziffer aus, so dass in ganz Europa auch durchaus 700 Tornados jährlich aufgetreten sein können. Zum Vergleich: In den USA werden im Mittel 1.400 Tornados jährlich beobachtet.
Die Abbildung oben zeigt, in welchen Regionen wie häufig Tornados der Stärke F2 auf der sogenannten Fujita-Skala und höher (Windgeschwindigkeiten ab 181 km/h) aufgetreten sind. Die Farben symbolisieren Tornado-Ereignisse pro 10.000 Quadratkilometer (in einem Radius von 200 km). Die meisten Tornados treten demnach in einem Streifen vom Norden Frankreichs bis nach Deutschland auf. Allerdings ist die Datenbasis für Süd- und Osteuropa etwas problematisch, so dass die Zahlen hier mit Vorsicht zu genießen sind.
Starke Tornados der Stärke F2 bis F3 (mit Windgeschwindigkeiten von 181 bis maximal 332 km/h) treten zwar häufiger auf als die zerstörerischen F4- und F5-Tornados, allerdings sind letztere sehr selten in Europa zu beobachteten, so dass die meisten Todesfälle (etwa 10 bis 15 pro Jahr) in Europa bei F2- und F3-Tornados auftreten. Zum Vergleich: In den USA ist jährlich mit knapp 70 Todesfällen zu rechnen.
Wie die Abbildung oben zeigt, ist der Höhepunkt der Tornadosaison im Gegensatz zu den USA nicht von April bis Juni, sondern ganz unterschiedlich je nach Region. In Deutschland treten die meisten Tornados im Juli auf, am Mittelmeer dagegen im Herbst bzw. im Winter. Die am häufigsten beobachtete Tageszeit für einen Tornado über Land ist übrigens später Nachmittag bis früher Abend, über Wasser dagegen am Vormittag.
2 Antworten
[…] dass Tornados bei uns nicht so stark sind wie in den USA. Dies ist aber falsch, sie können auch hier sehr stark sein. Im Mai 1979 wurden in Brandenburg sogar tonnenschwere Mähdrescher durch die Luft […]
[…] am Boden bilden und schnell aufsteigen, entgegen der lang gehegten Hypothese, dass sich die meisten Tornados in oder unter der Wolke bilden und von oben her die Erde berühren. Der erste Hinweis darauf wurde […]