Im Rahmen des LARISSA-Projektes (“Larsen Ice Shelf System, Antarctica”) haben Forscher auf dem Bruce Plateau, dem nördlichsten Zipfel der Antarktischen Halbinsel jetzt einen 445 Meter langen Eisbohrkern zu Tage gefördet, den bisher längsten Eisbohrkern aus dieser Region. Er enthält möglicherweise auch etwa 7.000 Jahre altes Eis aus der letzten Eiszeit, das interessante Aufschlüsse über das Klima in dieser Region geben könnte.
Die Bergung des Eises war allerdings ein wahres Abenteuer. Zunächst mussten die Forscher wegen anhaltender Schneestürme den Start der Mission mehrmals verschieben. Und auch nachdem das sechsköpfige Team unter der Leitung der Geographie-Professorin Ellen Mosley-Thompson im antarktischen Sommer am 31. Dezember 2009 mit den Bohrungen begonnen hatte, kam es weiter zu Schneestürmen, so dass Versorgungflüge abgesagt werden mussten.
Jetzt musste das Team improvisieren. Ein Gerät, das normalerweise zum Fördern von Wasser aus dem Bohrloch genutzt wird, wurde umgebaut, so dass damit das Frostschutzmittel Ethylenglykol zur Bohrspitze befördert werden konnte. Die Aktion war erfolgreich, nach einigen Tagen bewegte sich der Bohrer wieder. Am 28. Januar erreichten die Forscher dann nach 445 Bohrmetern das Ende der Eisschicht.
Und auch der Eisbohrkern aus dem ersten Bohrloch konnte noch geborgen werden. Nach einer langen Reise mit Flugzeug, Schiff und Kühllaster sollen die Eisbohrkerne dann im Sommer 2010 zur Auswertung an der Ohio State University ankommen.
(Bildquelle: Ellen Mosley-Thompson, Ohio State University)