Denkt man an die Antarktis, stellen sich wohl die meisten Menschen einen Kontinent mit einem kompakten Eisschild vor. Kaum vorstellbar ist, dass es unter dem Eis jede Menge Seen gibt, die sogar teilweise untereinander verbunden sind und die so Wasser austauschen. Die NASA hat jetzt eine Karte von 124 solcher “aktiver subglazialer Seen” veröffentlicht. Die folgende Abbildung zeigt diese Karte:
Die Farben stehen für die Wassermenge der Seen: orange und rot sind größere Seen, grün und blau kleinere Seen, violett für “inaktive” Seen ohne Verbindung zu anderen Seen (Karte von Ben Smith, University of Washington).
Die Existenz von etwa 280 subglazialen Seen ist bereits seit längerem mit Hilfe von Radardaten festgestellt worden. Um herauszufinden, ob diese Seen aktiv sind, also ihre Größe ändern, wurden die Daten des NASA-Satelliten ICESat (Ice, Cloud and land Elevation Satellite) genutzt, mit denen übrigens bereits ein dramatischer Rückgang des Meereises in der Arktis nachgewiesen wurde. Der Satellit kann mithilfe eines Lasers zentimetergenau die Höhe des antarktischen Eisschildes messen.
Doch allein aus der Höhe kann man noch nicht auf die aktiven subglazialen Seen schließen. Hierzu benötigt man noch die zeitliche Veränderung der Höhe des Eisschildes. Aus einer plötzlichen Verringerung der Höhe können die Forscher nämlich schließen, dass sich unter dem Eis ein See entleert. Da das Wasser auch irgendwo hin muss, steigt an anderer Stelle das Eisschild in die Höhe, auch dies kann gemessen werden. Auf diese Weise lassen sich nicht nur die aktiven Seen identifizieren, sondern auch die subglazialen Verbindungskanäle.
124 Seen wurden als aktiv klassifiziert, die meisten davon befinden sich in Küstengebieten. Das ist deswegen interessant, weil es zu der Entdeckung passt, dass die Gletscher der Antarktis heute etwa 20 mal schneller schmelzen als früher.