Im nördlichen Atlantischen Ozean gibt es seit geraumer Zeit schon eine negative Temperaturanomalie, die zahlreiche Klimaforscher zu Spekulationen über deren Ursachen angeregt hat. Wissenschaftler des Königlichen Niederländischen Instituts für Meeresforschung wollen jetzt die Ursache gefunden haben.
Bisher sah eine Reihe von Klimaforschern die Ursache für diese Anomalie in der Globalen Erwärmung. Diese verursacht das Abschmelzen des Eisschildes in Grönland, wodurch leichteres Süßwasser in die Region südlich von Grönland gelangt. Als Folge davon soll sich die thermohaline Zirkulation im Nordatlantik verlangsamen und der Nordatlantikstrom, die Verlängerung des Golfstromes bis südlich von Island soll sich abschwächen.
Doch die niederländischen Forscher bezweifeln diese Theorie. Anhand von Messungen mit Tiefseebojen, die in dieser Region in den Jahren 2003 bis 2015 bis in 1,5 km Meerestiefe vorgenommen wurden, konnte festgestellt werden, dass ungewöhnlich starke Vertikalbewegungen im Nordatlantik, sogenannten Tiefenkonvektion zu einem Austausch von Oberflächen- und Tiefenwasser und damit zu einer Abkühlung an der Meersoberfläche geführt hat.
Die Forscher sehen die Ursache in einer natürlichen Variation der atmosphärischen Zirkulation über der Region und somit als natürliche Variabilität des Klimasystems, damit widersprechen sie der bisherigen These, die das Abschmelzen des Grönlandeises verantwortlich macht. Die gewonnenen Messwerte sind auch wichtig für die Verbesserung von Ozeanmodellen, die bisher Tiefenkonvektion im Ozean in diesem Ausmaße nicht simulieren kann.
Auch andere Studien zweifeln an der Grönlandeis-Theorie. So ist heftig umstritten, ob das Südwasser aus den bisher abgeschmolzenen Eismassen überhaupt ausreichen, um die thermohaline Zirklulation und damit den Nordatlantikstrom zu beeinflussen.
Quelle Grafik: ncdc.noaa.gov