Die derzeitige Situation in Peru ist dramatisch. Nach Angaben von Stern.de “ist die Zahl der Toten in Peru auf mindestens 85 gestiegen, rund 670 000 Menschen sind von der Katastrophe betroffen.” Und weiter heißt es “Grund ist das Klimaphänomen El Niño.” Den letzten Satz kann man durchaus als Fake News bezeichnen, auch wenn das derzeit fast überall in den Medien zu lesen ist.
Was ist denn eigentlich “El Niño“? Laut der amerikanischen Wetter- und Ozeanbehörde NOAA ist El Niño ein Phänomen, dass gekennzeichnet ist durch länger anhaltende, positive Anomalien der Meeresoberflächentemperatur von über +0,5 Grad, und zwar in der Region 120° bis 170° westlicher Breite im äquatorialen Pazifischen Ozean.
Letztes Jahr um diese Zeit gab es ein kräftiges El Niño. Dieses ist deutlich an den positiven Anomalien im tropischen Pazifik zu erkennen, die Region 120° bis 170° westlicher Breite ist rot markiert (Quelle: NOAA):
Doch dieses Jahr sieht es ganz anders aus, wie die aktuellen Grafiken der NOAA zeigen:
Im rot markierten Bereich zwischen 120° und 170° westlicher Breite sind normale Temperaturen anzutreffen. Wir haben also aktuell kein El Niño. Dafür werden aktuell direkt an der Küste Perus sehr hohe Wassertemperaturen gemessen, die Werte von 4 Grad über den Normalwerten und mehr erreichen. Manche Medien sprechen deshalb auch von einem “Küsten-El Niño”, was ein unsinniger Begriff ist.
Könnte denn aus dieser Anomalie an der Küste Perus ein El Niño entwickeln? Die aktuellen Prognosen lassen dies zumindest vermuten. Das europäische Vorhersagemodell des ECMWF sagt ab Juni/Juli El-Niño-Bedingungen voraus, die dann auch globale Auswirkungen auf das Wettergeschehen haben könnte. Doch diese Prognose ist noch unsicher.