Gletscher-Lawine in Tibet lässt Forscher rätseln
Am 17. Juli 2016 stürzte ein massiver Strom aus Eis und Gestein ein enges Tal im Aru-Gebirge von Tibet herab. Nachdem die Lawine zum Stillstand gekommen war, hatten sich Eis und Gestein auf über 10 Quadratkilometern bis zu 30 Meter hoch aufgetürmt. Neun Menschen, 350 Schafe und 110 Yaks in dem abgelegenen Dorf Dungru wurden getötet.
Das Trümmerfeld hat eine enorme Ausdehnung, so dass die Forscher davon ausgehen, dass es sich hier um die größte je registrierte Eislawine handeln könnte. Das einzige Ereignis von vergleichbarer Größe wurde im Jahr 2002 am Kolka-Gletscher im Kaukasus beobachtet.
Verschiedene Satelliten zeigen das Ausmaß der Katastrophe: die multispektrale Kamera des ESA-Sentinel-2-Satelliten hat das Trümmerfeld am 21. Juli 2016 aufgenommen. Einen Monat, am 24. Juni 2016, hat der “Land Imager”, ein ähnliches Instrument auf dem Landsat-8-Satelliten ein Bild gemacht, das die Region vor der Lawine zeigt. Die folgende Animation zeigt den direkten Vergleich beider Bilder (Quelle: NASA Earth Observatory):
Die Ursache für die Lawine ist unklar. Wissenschaftler rätseln, warum eine ganze Gletscherzunge derart schnell abreißen kann. Die bisherige Auswertung von Satellitenbildern zeigt, dass der Gletscher bereits Wochen vorher Veränderungen gezeigt hat. Normalerweise deutet dies auf einen beschleunigten Gletschervorstoß hin, nicht allerdings darauf, dass der Gletscher in Form einer Lawine kollabiert.
Amerikanische Forscher vermuten, dass möglicherweise Wasser unterhalb des Gletschers dazu geführt hart, dass das sich das Eis wie bei einem Schlittschuh rasant in Bewegung setzen konnte. Auch chinesische Forscher, die sich bereits ein Bild vor Ort von dem Trümmerfeld gemacht haben, bezeichnen die Lawine als “rätselhaft”, da die Region, wo die Lawine ihren Anfang nahm, relativ flach ist. Allerdings konnten die Forscher den oberen Teil des Gletschers noch nicht genauer begutachten.