Im letzten Jahr wurde eine neue Studie veröffentlicht, in der das Klima Grönlands in den letzten 4.000 Jahren rekonstruiert wurde. Forschungsergebnisse der University of Wisconsin-Madison zeigen jetzt allerdings, dass Rekonstruktionen der Temperatur aus grönländischen Eisbohrkehrnen mit großer Vorsicht zu genießen sind.
Bisher sind Klimaforscher davon ausgegangen, dass vor 13.000 Jahren in der Jüngeren Dryaszeit extrem starke Temperaturschwankungen aufgetreten sind. Innerhalb weniger Jahrzehnte soll die Temperatur um 15 Grad gefallen und etwa 1.000 Jahre später um den gleichen Betrag wieder gestiegen sein. Doch diese extremen Schwankungen finden sich nur nach Auswertung von Eisbohrkernen aus Grönland, andere Eisbohrkerne zeigen dies nicht in dem Maße. Die Forscher waren auch mit Hilfe von Klimamodellen nicht in der Lage, auch nur annähernd solche Temperaturschwankungen zu modellieren.
Die Forscher fanden, dass die Ableitung der Temperatur aus dem Verhältnis der Sauerstoff-Isotopen im Eis für Grönland nicht richtig funktioniert. Dieses Verfahren beruht nämlich auf der Annahme, dass die Feuchtigkeit, die später den Niederschlag und schließlich das Eis bildet, seinen Ursprung ausschließlich im Atlantischen Ozean hat, weil Wasser aus dem Pazifik ein leicht anderes Verhältnis von Sauerstoff-Isotopen als Wasser aus dem Atlantik hat.
Während der Eiszeit war Kanada mit einem dreitausend Meter hohen Eisschild bedeckt, der dafür sorgte, dass keine Luftfeuchtigkeit mit pazifischem Ursprung Grönland erreichte. Dies änderte sich aber, als das Eis schmolz. Die Forscher konnten mit einem speziellen Klimamodell rekonstruieren, dass das Sauerstoff-Isotopenverhältnis im grönländischen Eis nicht nur allein von der Temperatur sondern auch vom Quellort der Luftfeuchtigkeit abhängt. Sämtliche Rekonstruktionen der Temperatur aus grönländischen Eisbohrkernen sind demnach mit großen Fehlern behaftet.