Es klingt wie ein Widerspruch: Mit der Globalen Erwärmung steigen die Chancen für winterliche Kaltlufteinbrüche in den mittleren Breiten. Das kann man gerade in Nordamerika beobachten, wo die kälteste Silvesternacht seit Jahrzehnten erwartet wird. Doch wie kann das sein?
Einer Studie des Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung (PIK) sieht die Ursache dafür in der Erwärmung der Arktis, die die Winde des stratosphärischen Polarwirbels beeinflusst. Die Arktis erwärmt sich schneller als der Rest des Planeten. Diese Erwärmung verringert die Menge des arktischen Meereises und lässt mehr Wärme aus dem Ozean entweichen.
Den Klimaforschern zur Folge, verursacht die freigesetzte Meeresenergie eine Schwächung des Polarwirbels über der Arktis, der normalerweise die kalte Luft über der Polarregion zusammenhält, wie im Bild oben links zu erkennen ist (Polarwirbel im Dezember 2013, Quelle: NOAA). Wird der Wirbel schwächer oder bricht ganz auseinander, kann kalte polare Luft häufiger nach Süden vorstoßen, wie im Januar 2014 (Bild oben rechts) oder jetzt in Nordamerika.
Der Polarwirbel war schon immer unterschiedlich stark, aber die Studie fand heraus, dass die schwächeren Phasen zunehmend länger dauern und mit kalten Wintern in Nordeuropa und Russland zusammenfallen. Im Zeitraum 1979 bis 2015 stieg die mittlere Länge von Kaltlufteinbrüchen von 5,3 Tagen in der ersten Hälfte der Studienzeit bis 14,1 Tage in der zweiten Hälfte.
In diesen Phasen strömt arktische Luft nach Russland und Europa. Damit lässt sich der größte Teil der Abkühlung eurasischer Winter seit 1990 erklären. In der Region von Skandinavien bis nach Sibirien hat seit 1990 die Höhe der Schneedecke im Winter zugenommen und die durchschnittliche Temperatur ist gesunken.
Andere Wissenschaftler sind allerdings nicht sicher, ob schmelzendes Meereis den polaren Wirbel so stark beeinflusst. Sie glauben, dass andere Faktoren wie langfristige Schwankungen der Meeresoberflächentemperaturen wie El Niño und Veränderungen in den Tropen eine größere Rolle spielen könnten. Frühere Studien haben allerdings bereits gezeigt, dass die Veränderungen in den Strömungsverhältnissen in der Stratosphäre bedeutsam für unsere Winterwitterung ist.