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Letzte Eiszeit neu rekonstruiert

Auf dem Höhepunkt der letzten Eiszeit hat eine riesige Eisdecke große Teile Europa von den Britischen Inseln über Skandinavien bis nach Russland im Osten und der Barentssee im Norden bedeckt. Eine neue Rekonstruktion dieser Eisdecke der Universität Bergen zeigt die Wechselwirkung zwischen Klima und Gletschern und wie die Eisdecke wächst und sich wieder zurückzieht.

Die Forscher haben sämtliche wissenschaftliche Veröffentlichungen zu dem Thema aus den letzten 50 Jahren ausgewertet und die gefundenen Daten zu einem Gesamtbild zusammengefügt. Die Auswertung hat 10 Jahre gedauert und umfasst mehr als 5.000 Quellen, die geologische Daten vom Kontinentalschelf westlich von Irland bis zur russischen Tiefebene im Osten beinhalten. Das Ergebnis ist in einer Datenbank namens DATED (“DATabase of Eurasian Deglaciation”) abrufbar.

Mit dieser Datenbank haben die Geologen eine Reihe von Karten erstellt, die in einer zeitlichen Auflösung von 1.000 Jahren zeigen, wie die Eisschilde in Nordeuropa, Russland und der Barentssee vor 40.000 bis 10.000 Jahren wuchsen und sich wieder zurückgezogen. Eine ähnliche Analyse wurde 1981 durchgeführt, doch damals standen nur vergleichsweise wenige Daten zur Verfügung. Mit den neuen Daten sollen vor allem die Klimamodelle verbessert werden.

Die Ergebnisse zeigen große regionale Unterschiede, zum Beispiel erreichte das Eis das Kontinentalschelf westlich von Irland vor etwa 27.000 Jahren, aber es dauerte 7.000 Jahre, bevor das Eis die maximale östliche Ausdehnung im Norden Russlands erreichte. Entsprechend schmolz das Eis zum Ende der Eiszeit auch im Westen schneller als im Osten.

Ein unerwartetes Ergebnis: die Eisdecke hatte im Osten eine andere Form als im Westen. Der östliche Rand bewegte sich offenbar viel schneller als der westliche, so dass das Eis im Osten dünner, aber von der Fläche her größer war. Dies lässt sich zwar teilweise durch die Topografie erklären, aber es bleiben noch offene Fragen.

Während des Wachstums und des Rückzugs gab es mehrere getrennte Eisschilde, der größte wuchs von Skandinavien über die Ostsee nach Kontinentaleuropa und Russland. Ein weiterer bedeckte die Barentssee und Svalbard, während die kleinste Eisdecke auf den Britischen Inseln wuchs. Zum Höhepunkt der Eiszeit war der Eurasische Eisschild eine kontinuierliche Eismasse, die mehr als 3 mal so groß wie der heutige grönländische Eisschild war. Er sorgte für eine Senkung des globalen Meeresspiegels von etwa 24 m.

Die Forscher identifizierten außerdem Orte und Zeitperioden mit größerer Unsicherheit. So gibt es teilweise noch Perioden, in denen die Lage des Randes des Eisschildes auf bis zu 500 km ungenau ist. Auch die Frage, wann sich die verschiedenen Eisschilde verbunden und getrennt haben, ist noch nicht ganz geklärt. Es besteht also weiterhin Forschungsbedarf.

Bildquelle: Universität Bergen.

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