Satellit spürt Methanlecks auf
Methan hat ein etwa 80-mal höheres Treibhauspotenzial als Kohlendioxid, obwohl es in der Regel eine viel kürzere Lebensdauer in der Atmosphäre hat, nämlich nur etwa 10 bis 20 Jahre, im Vergleich zu Hunderten von Jahren bei CO2. Das Treibhausgas kann sowohl aus natürlichen als auch aus vom Menschen verursachten Quellen in die Atmosphäre gelangen. Eine kleine Anzahl von großen Methanlecks in der Erdöl- und Gasförderung trägt jedes Jahr bis zu 12 Prozent der gesamten Methanemissionen in die Atmosphäre bei. Jetzt wissen wir, wo viele dieser Lecks sind.
Analysen von Satellitenbildern aus den Jahren 2019 und 2020 zeigen, dass die meisten der 1.800 größten Methanquellen in der Studie aus sechs großen öl- und gasproduzierenden Ländern stammen: An der Spitze steht Turkmenistan, gefolgt von Russland, den Vereinigten Staaten, dem Iran, Kasachstan und Algerien. Die folgende Abbildung zeigt die größten Lecks in orange. Blau dargestellt sind die wichtigsten Pipelines. (Quelle: Sciencenews.org).
Die Schließung dieser Lecks wäre nicht nur ein Segen für den Planeten, sondern könnte diesen Ländern auch Milliarden von US-Dollar ersparen, so die Forscher. Diese “Ultra-Emitter” sind Quellen, die mindestens 25 Tonnen Methan pro Stunde in die Atmosphäre schleudern. Diese gelegentlichen massiven Ausbrüche machen bedeutenden Teil des Methans aus der Öl- und Gasförderung aus, das jährlich in die Erdatmosphäre gelangt. Die Beseitigung solcher Lecks wäre ein wichtiger erster Schritt zur Verringerung der Gesamtemissionen.
Massive Methanausbrüche können die Folge von Unfällen oder undichten Pipelines sein. Oft sind sie jedoch das Ergebnis von Routinewartungspraktiken. Anstatt die Pipelines tagelang abzuschalten, um sie von Gas zu befreien, werden oft Ventile an beiden Enden der Leitung geöffnet, um das Gas schnell freizusetzen und abzubrennen. Solche Praktiken waren auf Satellitenbildern deutlich als “zwei riesige Gasfahnen” entlang einer Pipeline zu erkennen.
Es ist relativ einfach, solche Praktiken zu unterbinden und undichte Anlagen zu reparieren und damit unnötige Treibhausgasemissionen zu bekämpfen. Die Herausforderung besteht jedoch darin, die einzelnen Quellen dieser enormen Methanemissionen zu ermitteln. Studien aus der Luft können dazu beitragen, einige große Quellen wie Mülldeponien, Milchviehbetriebe sowie Öl- und Gasproduzenten ausfindig zu machen, aber solche Flüge sind begrenzt, da sie nur regional und nur von kurzer Dauer sind.
Instrumente wie das TROPOspheric Monitoring Instrument (TROPOMI) auf dem europäischen Sentinel-5P-Satelliten bieten ein großes räumliches und zeitliches Fenster. Wissenschaftler haben TROPOMI bereits eingesetzt, um die Gesamtleckage der Öl- und Gasproduktion im riesigen Perm-Becken in Texas abzuschätzen, und dabei festgestellt, dass die Region doppelt so viel Methan in die Atmosphäre abgibt wie bisher angenommen.
In der neuen Studie hat das Team die Quellen im Perm-Becken nicht zu den Ultra-Emittenten gezählt, da die hohen Emissionen aus dieser Region das Ergebnis zahlreicher eng beieinander liegender, aber kleinerer Emissionsquellen sind. Da TROPOMI nicht gut durch Wolken hindurchsehen kann, wurden andere Regionen rund um den Globus, wie Kanada und die äquatorialen Tropen, ebenfalls nicht berücksichtigt.
Das bedeutet aber nicht, dass diese Regionen vernachlässigbar sind, es sind hier bisher nur keine Daten verfügbar. Die Wissenschaftler arbeiten nun daran, diese Datenlücken mit Hilfe anderer Satelliten zu schließen, die eine bessere Auflösung und die Fähigkeit haben, Wolken zu durchdringen.