Studie: Große Mehrheit will weltweit mehr Klimaschutz

Eine groß angelegte internationale Studie mit rund 130.000 Personen aus 125 Ländern zeigt, dass 89% der Menschen weltweit möchten, dass ihre Regierungen mehr gegen die Klimakrise unternehmen. Dennoch herrscht weit verbreitet die falsche Annahme, dass nur eine Minderheit Klimaschutz unterstützt. Dieses Phänomen wird als „Spirale des Schweigens“ beschrieben: Viele Menschen äußern sich nicht öffentlich zu ihren Überzeugungen, weil sie glauben, in der Minderheit zu sein – obwohl in Wahrheit eine überwältigende Mehrheit den Klimaschutz befürwortet.


In Experimenten zeigten Forscher, dass die Korrektur dieser Fehleinschätzungen zu verstärktem Engagement führt. In einer Studie in den USA erhielten Teilnehmer eine Geldsumme und sollten entscheiden, wie viel sie an eine Organisation zur Förderung erneuerbarer Energien spenden. Wenn die Teilnehmer vorab erfuhren, dass eine Mehrheit Klimaschutz für wichtig hält, spendeten sie deutlich mehr. Dieses Ergebnis deutet darauf hin, dass das Bewusstmachen der breiten Unterstützung ein wirkungsvolles Mittel sein könnte, um kollektives Handeln zu fördern.

Die Forschergruppe um Professorin Teodora Boneva von der Universität Bonn und Professor Anthony Leiserowitz von der Yale University sieht darin eine große Chance: Wenn die Wahrnehmungslücke geschlossen würde, könnte ein globaler sozialer Kipppunkt erreicht werden, der den Klimaschutz weltweit massiv voranbringt. Die Wissenschaftler betonen, dass eine solche Aufklärungskampagne kostengünstig und skalierbar sei und enormes Potenzial berge.

Die weltweite Umfrage, die in Ländern durchgeführt wurde, die zusammen verantwortlich für 96% der globalen Emissionen sind, wurde in der Fachzeitschrift Nature Climate Change veröffentlicht. Besonders hoch war die Zustimmung in China, wo 97% der Befragten mehr Klimaschutzmaßnahmen ihrer Regierung forderten. Auch in anderen großen Emittentenländern wie den USA und Indien war die Unterstützung hoch.

Ein zentrales Ergebnis der Untersuchung ist die erhebliche Wahrnehmungslücke: Während 68% der Befragten angaben, bereit zu sein, 1% ihres Einkommens zur Bekämpfung der Klimakrise zu spenden, glaubten sie, dass nur etwa 43% ihrer Mitmenschen dazu bereit wären. Diese Fehleinschätzung trägt dazu bei, dass sich Menschen isoliert fühlen und weniger aktiv werden.

Die Autoren des Berichts sehen in der Aufklärung über die tatsächliche Mehrheitsmeinung eine Schlüsselstrategie im Kampf gegen die Klimakrise. Indem Menschen erkennen, dass sie Teil einer großen Mehrheit sind, könnten sie eher bereit sein, sich für Veränderungen einzusetzen – sei es durch politische Beteiligung, Spenden oder individuelle Verhaltensänderungen.

Insgesamt zeigt die Forschung: Der Klimaschutz genießt weltweit breite Unterstützung – nur das Bewusstsein darüber fehlt. Dieses Bewusstsein zu schaffen, könnte eine entscheidende Triebkraft für eine umfassende gesellschaftliche Transformation sein.

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