Trotz Globaler Erwärmung dehnt sich das Meereis um die Antarktis immer mehr aus und verhält sich damit entgegengesetzt zum Meereis in der Arktis. Eine Studie des National Center for Atmospheric Research (NCAR) erklärt jetzt diesen Widerspruch mit Hilfe einer natürlichen Klimaschwankung im Pazifik, der sogenannten Pazifischen Interdekaden-Oszillation (IPO).
Während der negativen Phase der Pazifischen Interdekaden-Oszillation liegen die Meeresoberflächentemperaturen im tropischen Ostpazifik im Mittel unter den Normalwerten. Dies ist seit dem Jahr 2000 der Fall, damit liegen günstige Voraussetzungen für das Wachstum des antarktischen Meereises vor.
Die obige Abbildung zeigt die Entwicklung des Meereises um die Antarktis seit Beginn der Satellitenaufzeichnungen im Jahr 1979 (Quelle: Cryosphere Today, die letzten Daten für 2016 sind fehlerhaft). Zunächst ist kaum ein Trend zu erkennen. Ab dem Jahr 2000 etwa nimmt die Meereis-Ausdehnung deutlich zu. Dies fällt mit einem Phasenwechsel der IPO, also einer Abkühlung des tropischen Ostpazifik zusammen.
Die Studie stellt fest, dass ein IPO-Phasenwechsel von positiv zu negativ oder umgekehrt eine Kettenreaktion auslösen kann, die letztlich die Bildung von Meereis beeinflusst. Bei einem Übergang zu einer negativen Phase, kühlt sich das Meeresoberflächenwasser im tropischen Ostpazifik ab. Die niedrigeren Meeresoberflächentemperaturen beeinflussen wiederum die Niederschläge in den Tropen. Das hat Auswirkungen auf die atmosphärische Zirkulation bis in die Antarktis.
Der entscheidende Faktor ist die Verstärkung des Tiefdrucksystems vor der Küste der Antarktis, des sogenannten “Amundsensee-Tiefs“. Die Winde, die an der Westflanke des Tiefs wehen, blasen das Eis nach Norden weg von der Antarktis und bewirken damit ein Anwachsen des Meereises.
Im Gegensatz zur Arktis verursacht die globale Erwärmung in der Antarktis nur einen relativ geringen Rückgang des Meereises. Die Wirkung der Pazifischen Interdekaden-Oszillation ist um ein Vielfaches stärker und übertrifft die Wirkung der globalen Erwärmung deutlich. Die Klimamodelle, die die natürliche Variabilität in den Jahren 2000 bis 2014 einschließlich der negativen Phase der IPO abbilden, zeigten in allen Jahreszeiten eine Zunahme der antarktischen Meereisausdehnung.
Die Forscher vermuten, dass seit dem Jahr 2014 die IPO wieder in eine positive Phase wechselt. Der östliche Pazifik zeigt häufiger Oberflächentemperaturen, die über den Normalwerten liegen. Als Reaktion darauf müsste in den nächsten Jahren die Meereisausdehnung um die Antarktis wieder zurückgehen oder zumindest stagnieren.